Erinnerungen an die Kämppfe bei reipertsweiler Januar 1945

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Franz repper
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Erinnerungen an die Kämppfe bei reipertsweiler Januar 1945

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Die anderen Einheiten meiner Division waren früher an der Westfront angekommen als mein Regiment , das 11.SS Geb.Jag Rgt "R.H" Wir hatten -abwechselnd mit dem 12 Rgt - die Nachhut der südlichen Armeegruppe beim Rückzug aus Nord-Karelien und Finnland gebildet . Weihnachten verbrachten wir noch in Moss, südlich Oslo ,. Am 25 und 26 Dezember 1944 wurden wir aufs Schiff , die "Isar" , verladen mit allem Gerät und den Mulis, auch einigen Kraftfahrzeugen. Am 27.12 1944 stachen wir in See und fuhren entlang der schwedischen Küste Richtung in Dänemark . Begleitet wurden wir von Minenräumbooten und einigen Zerstörern. Wir befanden uns in einem Konvoi mehrerer Transporter , die in Kiellinie fuhren ,während die Begleitboote auf beiden Seiten verteilt waren. Die see war unruhig, wenn auch nicht stürmisch .

Nach zweieinhalb Tagen landeten wir in arhus, Dänemark , gingen dort an Land und feierten in einer großen Halle Sylvester . Wir erhielten dreifachen Sold in dänischen Kronen und genossen ein wenig von dem hier noch immer bestehendem Reichtum. Ich war davon ganz überwältigt, obwohl bis heute behauptet wird, die Deutschen hätten das Land ausgebeutet und alles fortgeschafft; offenber stimmt das nicht ; verglichen mit Nord-Karelien und Finnland herrschten dort paradisische Zustände

Wir wurden entlaust und von allem anderen Ungeziefer befreit. Nach einem Aufenthalt von vier Tagen ging`s weiter nach Kolding , im Süden von Dänemark gelegen. Hier wurde im Laufe der nächsten vier Tage der großte Teil des Regiments Versammelt -Am 6 oder 7 Januar 1945 fuhren wir in einem Eisenbahntransport ab nach Süden und bogen zwei Tage später nach Westen ab in Richtung Untere Vogesen

Nach Überquerung des Rheins , wurden wir in Westheim ausgeladen . Nach dreitägigem Marsch durch die Rheinpfalz, stets nur bei Nacht , Kamen wir in Bärental an . Das war um den 12 . Januar 1945 . Ich kann mich gut daran erinnern ,wie ich in einem Pferdestall schlief, hinter vier Pferden . Es war sehr kalt , und draußen lag dicker Schnee . Ich fand einen Ballen wundervollen, weiß-gelben Strohs. Sofort streckte ich mich darin aus , zog zwei Decken über meinen Kopf und fiel in tiefen Schlaf ober besser. begab mich ins Land der Träume .
Früh am Morgen : Antreten , Zählappell , und Abmarsch an die Front - alle drei Züge unserer Kompanie und der Granatwefer Zug mit zwei 8cm -Warfern . Ich vermißte den sMG Zug mit zwei Gewehren . Es war sehr kalt . Wir marschierten auf einer verschneiten Straße , Links erstreckten sich steile , bewaldete Hänge, rechts ein verschneites Tal mit Sträuchern und einigen Bäumen. Nach etwa 30 Minuten erreichten wir ein breites Tal das beiden Seiten von Hängen umgeben war . Das Tal wurde von einer Bahnlinie gekreuzt-wie ich später erfuhr war es die Strecke Mutterhausen -Bitsch
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Hier , auf der Straße Bärental-Reipertsweiler, standen zwei schwer beschädigte Bahnhofsgebäude; drum herum waren 8 tiefe Granatlöcher . Etwa 150 m weiter , sah ich drei tote Amerikaner auf einer Wiese ligen, halb mit Schnee bedeckt. Das war meine erste Begegnung mit unseren neuen Gegnern .Dahinter, am Rande der steilen Berghänge der Vogesen, standen zwei große, abgeschossene amerikanische Panzer, deren Kanonen merkwürdig schief die Luft regten. Die ganze Szene war sonderbar und unheimlich. Wir überquerten die straße und Bahnlinie Mutterhausen-Bitsch in Richtung Reipertsweiler und marschierten darauf zu. Dies war der erste Anblick unseres neuen Einsatzgebiets. Mich beschlich eine dunkle Ahnung
Kommenden Unheils.
Etwa eine Stunde lang marschierten wir auf einer sacht ansteigenden Straße , die durch einen hohen Wald führte . Auf dem höchsten Punkt, hinter einer Biegung der rechts nach Reipertsweiler hinunter führenden Straße befand sich eine freie Fläche, die von einem Holzwall umgeben war . Dort stand ein Sturmgeschütz, von seinerBesatzung verlassen . Man konnte keine Beschädigung oder Feindeinwirkung daran feststellen. Zwei Tage später bemerkte ich hinter dar Biegung zehn oder zwölf Studebaker LKWs auch verlassen von ihren Mannschaften. Von hier ,aus der Straßenkurve , führte ein verschneiter Weg direkt hinauf zu den Höhen 420 und 400 . Auf der linken Seite des Wegs erstreckten sich flach ansteigende ,dicht bewaldete Hänge; rechts lag Reipertsweiler. Ich bemerkte eine Stelle, auf der ungefähr 20 amerikanische Granaten eingeschlagen waren ; Salve auf Salve amerikanischer Artillerie mußte hier heruntergekommen sein Da war es wieder, das ungute Gefühl Kommenden Unheils ;es schien hier an jeder Stelle zu lauern .Bald erreichten wir den Fuß der Höhe 420, die sich links von uns erhob. Hier verbrachten wir die Nacht mit Wehrmacht-Soldaten in einem großen Bunker. Wir sollten sie ablösen . Der Bunker war groß und bot normalerweise Platz für Mann, jetzt waren wir doppelt so viel - Wehrmacht und SS , dicht zusammengedrängt auf engstem Raum. Die Abdeckung aus Stämmen , Erde und Steinen war ausreichend gegen Granatwerfer und Artillerie mittleren Kalibers . Gegen Morgen hatte ich zwei Stunden Wache Außer ein paar Granateinschlägen passierte nichts . Das Schützenloch ,in dem ich stand , lag etwa 10 bis 12 Meter unterhalb das Bunkers am Rande eines Steilhangs. Vor mir lagen drei Handgranaten . Mehr konnte ich in der Dunkelheit nicht erkennen

Als ich abgelöst wurde dämmerte es. Kaum war ich wieder Zurück im Bunker, als ein halbstündiger amerikanisher Feuerüberfall von Artillerie und Granatwerfern begann . Das Feuer dauerte etwa 20-30 Minuten . Als es aufhörte , glaubten wir , ein Infanterieangriff der Amerikaner würde Folgen . Wir stürzten daher aus dem Bunker nach draußen; war, das Heißt wir SS-Gebirgsjäger ; die Wehrmacht blieb drinnen Glücklicherweise kamen die Amerikaner aber nicht

Wir erhielten den Befehl anzutreten und rasch wie möglich wieder in Richtung der straße abzumarschieren, von der wir am Vortage gekommen waren . Als wir dort ankamen , Hieß es: Eingraben für die Nacht. Kaum hatte ich aber ein Zwei-Mann-Loch für einen Kameraden und mich aus dem gefrorenen Boden gekratzt , als der neue Befehl kam, anzutreten und wieder auf dem verschneiten pfad zurück an den Fuß der Höhe ziu marschieren. Es hieß, die Amerikaner seien durch die deutsche Front durchgebrochen und hätten die Höhe 420 besetzt. Das stimmte auch . Merkwürdigerweise hatte ich aber keinerlei Geräusche eines Infanteriegefechts vernommen-Keine MG -Feuerstöße, Kein Gewehrfeuer-nichts , was die allgemeine Ruhe seit dem feuerüberfall gestört hätte . In Gebirgsordnung marschierten wir also aif dem Waldweg zurück zur Höhe 420
Links ,auf der dichter bewaldeten Seite des Tals, Sahen wir eine Luftwaffeneinheit , die wir ablösen sollten , bereits zurück marschieren; anscheinend waren sie Hochzufrieden, wie man aus ihren Gesichtern ersehen konnte. Ihre Ausrüstung war Hervorragend Sehr gute Winterkleidung , Jeder trug einen großen Rucksack , die meisten hatten das moderne Sturmgewehr 44 ,das ich nur mit Neid betrachten konnte ,da wir uns mit einfachen Karabinern (bzw Gebirgsstutzen) zufrieden geben mußten .Alle von ihnen hatte runde und glatte Gesichter .Wäre ich Kommandeur dieses Frontabschnitts gewesen, ich hätte die Schar zurück in die Stellungen gejagt,die sie offensichtlich ohne Widerstand aufgegeben hatten . Nun war es an uns .die Sache in die Hand zu nehmen und durchzustehen

Als wir Fuß der Höhe ankamen , wurden Handgranaten ausgegeben. Dummerweise waren es französische Eierhand granaten , die vielleicht zur Verteidigung, nicht aber für den Angriff zu gebrauchen waren , wo der Schütze das Gelände streckenweis auf dem Bauch kriechend zu überwinden hat . Ihr Zündhebel lag gebogen über dem Sprengkörper und harre einen leichten , empfindlichen Druckpunkt, der beim Vor wärtskriechen leicht ausgelöst werden konnte . Das war einmal in Karelien Passiert ; der Träger wurde zerissen . Ich warf sie sofort weg
Jetzt wurde der dritte Zug auf der linken, der erste Zug auf der rechten Flanke angesetzt ; der zweite Zug blieb vorerst in Reserve. Die Granatwerfer gingen etwa 250 M hinter der Höhe in Stellung mir ,etwas rechts, bemerkte ich zwei Artilleribeobachter ,der eine hatte eine großes Sendegrät auf dem Rücken. In dieser Aufstellung gingen wir zum Angriff auf die Höhe 420 vor
Kurz vorher wurde von Mann durchgegeben sollten noch einen kurzen Feuerschlag unserer Artillerie und Granatwerfer abwarten . Aber was dann kam, war einfach lächerlich. Ich erinnere mich genau : eine Salve das heißt 4 Granaten , und etwa 12 Granatwerferabschüsse . Mit einer solchen Feuervorberitung sollten wir einen überlegenen Gegner, der einige hundert Meter über uns eingegraben auf der Höhe 420 angreifen ! Ich wußte, daß diese wenigen deutschen Granaten niemanden erschrecken , Beunruhigen oder dem Gegner ernsthafte Verluste beibringen konnten . Es war nicht einmal festzustellen, ob die Einschläge in den feindlichen Linien lagen .
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Mit 18 Jahren sah ich das Unheil voraus , das über uns hereinbrechen sollte.
Es gab andere Möglichkeiten für den Angriff. Vielleicht ein lautloses Zukriechen auf die amerikanischen Stellungen bei Einbruch der Dunkelheit ,um Mitternacht oder in der Morgendämmerung , wenn die Sicht schlecht ist (Schneehemden sind absolute Notwendigkeit) und kurz davor nach einem Leuchtsignal eine volle Salve Handgranaten ; dazu vielleicht Abschuß von ein paar Panzerfäusten und sofort danach Einbruch in die amerikanischen Linien unter Ausnutzung des Überraschungsmoments . Nach der kurzen Zeit der Besetzung der Höhe 420 durch die Amerikanerwar es unwahrscheinlich, daß sie Minen gelegt hatten . Niemand kann allerdings sagen, ob ein solcher Angriff erfolgreich gewesen wäre.
Niemand kann im Gefecht den Erfolg oder den Sieg garantieren, und das Leben eines Soldaten ist immer abhängig von seiner körperlichen und seelischen Verfassung , von der numerischen Stärke und den Reaktionen des Gegners, und vielleicht auch von weiteren Umständen .
Ein weiterer Weg zur Vorbereitung eines erfolgreichen Angriffs wäre ein kurzer , aber Konzentrierter Feuerschlag mit allen schweren Waffen Artillerie ,Granatwerfern und Nebelwerfern von etwa 15-20 Minuten gewesen .Die letzten Granaten hätten Nebelgranaten sein müssen . Artilleriebeobachter hätten , unmittelber am Feind stehend ,eine präzise Feuerleitung sicherstellen und das Feuer kurz vor dem Infanterieangriff in die zweite und dritte gegenerische Linie verlegen müssen -so weit ,daß den in die gegnerischen Linien einbrechenden Männern keine Gefahr drohte Auch diese Option hätte den Erfolg nicht garantiert . Aber vielleicht wären durch die beschriebenen Arten ,den Angriff zu führen , unsere Verluste nicht so schrecklich hoch gewesen wären

Wir wählten die erste Art des Angriffs , der wie gesagt ein Vorprogrammierter Fehlschlag war. wir hatten den Hang unterhalb des Kammes der Höhe 420 erreicht . Dort standen einzelne hohe , ausgewachsene Fichten . Mit lauten "Herra !" stürmten wir vorwärts gegen den Feind . Nach zehn oder zwölf Metern fielen die ersten Schüsse , zunächst nur vereinzelt , aber immer dichter , je mehr Boden wir gewannen . Nun mußte ich ganz auf mich selbst konzentrieren und verlor die artilleriebeobachter mit dem Radiosender aus den Augen . Ich hörte auf, "Hurra!" zu schreien , und arbeitete mich in kurzen Sprüngen , wie so oft geübt, weiter an den Gegner heran . Nach weiteren 25 bis 30 Metern wurde das Feuer der Amerikaner immer stärker . Die Infanteriegeschosse fegten , pfiffen , zischten und bellten um mich herum . Ich wußte , es war MG Feuer , das direkt von vorn kam , vielleicht 60-70 Meter entfernt , unterstützt durch Gewehrfeuer,

Nun war es nicht micht mehr möglich , aufzuspringen und den sturmangriff wie bisher fortzusetzen . Ich konnte nur noch vorwärts robben , preßte meinen Körper tief den 15 bis 20 cm dicken Schnee und gewann auf diese Weise noch einmal 20 bis 25 Meter an Boden . Derweil vernahm ich ein paar Zentimeter über mir das Pfeifen und Surren der Geschosse, vermischt mit dem Stakkato der Infanteriewaffen -Ziss,Ziss ,Ziss -Rata-rata-rata . Unmittelbar vor mir standen ein paar hohe Fichten , die mich vor dem Orchester des Infanteriefeuers schützten . Zielstrebig war daraufzugerobbt. Dort angekommen , eröffnete ich voller Wut und Verzweiflung das Feuer gegen den unsichtbaren , gut eingegrabenen Gegner . Er lag etwa 40 bis 50 Meter von mir entfernt oben auf dem höchsten Punkt des Kammes , wo der Fichtenbestand immer dichter wurde -eine wunderbare Stellung im Vergleich zu meiner eigenen und der meiner angreifenden Kameraden . Trotz des anhaltenden MG und MPi Feuers verschoß ich so schnell wir möglich 15 Patronen , was mich dazu ermutigte, in diesem Crescendo des höllischen wieder aufzuspringen

Alles geschah minutenschnell . weder von rechts , noch von links kam aber irgendeine Feuerunterstützung. Ich hörte auf zu schießen, um mich nach beiden Seiten zu orientieren. etwa 4 Meter rechts vor mir bemerkte ich Munk, unseren Kompaniemelder . Er lag da , schrie und stöhnte; rechts an seinem Kopf rann Blut herab. Ich überlegte, wie ich ihm helfen könnte. von weiter unten hörte ich, wie einer von uns vor Schmerzen schrie und schrie und aufhörte in diesem Höllenlärm. Es war grauenhaft. Später hörte ich, daß es Oscha. Kaufmann , Mein Zugführer, mit einem Bauchschuß war .Inzwischen ließ das Höllenorchester- es hörte sich an wie Bienschwarm auf der Flucht - nicht nach, sondern verstärkte sich noch . Wie gesagt alles war eine Sache von wenigen Minuten . Ich glaubte , sie hatten meine und Munks Position erkannt . Ich preßte mich noch tiefer in den Schnee, bis auf den gefrorenen Boden , und wollte gerade hinüber kriechen , um ihm zu helfen , als im selben Moment etwa 20 bis 25 Meter weiter rechts, wo der 1 Zug angegriffen hatte , die erste Salve dar amerikanischen schweren Artillerie herunterkrachte . In dem Feuerschein der explodierenden Granaten sah ich das Gesicht von Pilz, einem Steiermärker, hell aufleuchten; er kauerte hinter einem Fichtenstamm, Gewehr in der Hand, dem Gegner zugewandt. Er war einer der Tapfersten , etwa zwei jahre älter als und hatte schon in Karelien das EKII erhalten. Ich hielt ihn immer für unverwundbar . Aber ich bin sicher es hat auch ihn erwischt; ich habe ihn nicht wieder gesehen , weder am nächsten Tag, noch später

Jetzt brach das Sperrfeuer der amerikanischen Geschütze und Granatwerfer mit voller Kraft los . Plötzlich, ganz nahe , links vor mir , explodierte eine Granate . Auf dem verschneiten Boden liegend blickte ich in den aufsteigenden Feuerstrahl; um mich herum ein Sturm des Todes . Ich dachte , im nächsten Moment würde mich eine solche Granate zerreißen . Wumm- Wumm-Wumm- vor mir , neben mir , hinter mir das Abwehrfeuer der infanteriewaffen nahm ich schon nicht mehr wahr. Ein höllischer Feuersturm ; ein Inferno , vom Teufel gesandt. Ich fühlte mich, als ob ich vor ihm läge , in Erwartung seines Exekutionsbefehls . Ich war geblendet von dem Feuerschein , Konnte nichts mehr sehen und war vollständig benommen. Ich zog meinen Helm tief über meinen Kopf und was für einige Minuten wie gelähmt , meine Nerven versagten ebenso wie mein Widerstandswille. Um in meinem hilflosen Zustand irgendetwas zu tun , begann ich zu Gott in Himmel zu beten , er möge mir helfen , mein Leben zu retten.
Niemals werde ich das vergessen . In diesen dunklen Sekunden berstenden Stahls war Gott mir so nahe wie zuvor . Nun lag ich vor ihm hingestreckt , in Demut und in Erwartung seiner Gnade .Er hat mir die Gnade gewährt . Nie habe ich dieses Geheimnis meinen Kameraden offenbart oder später meinen Eltern oder Freunden .

Auch der tapferste Soldat , glaube ich empfindet Todesangst. jedesmal vor einem Angriff habe ich jeden Gedanken an Verwundung oder Tod gewaltsam unterdrückt und mir in meiner Aufregung eingehämmert: "Du mußt den dunklen Weg zu Ende gehen und versuchen , dein Leben zu bewahren , trotz aller Widrigkeiten ." Ich habe gesehen, wie ein Kamerad vom 2.Zug auf der rechten Flanke vor dem Angriff auf den kamm der Höhe 420 unter solchen Angstzuständen litt. Auch ihn habe hinterher nicht wieder gesehen; ob er gefallen ist oder nur verwundet wurde, weiß ich nicht
Aber Jetzt , nach den Minuten der Schwäche und der Hilflosigkeit . öffnete ich wieder die Augen und stellte fest , daß ich nirgendwo getroffen war. Bis heute kann ich es nicht verstehen , doch es ist wahr, daß ich meine volle Konzentration zurückgewann, und die kaltblütige Entschlossenheit , mein Leben gegen jede Bedrohung zu verteidigen. Ich blickte nach
rechts und nach links , konnte keine Angriffsbewegung mehr erkennen . Auch das schreckliche Schreien des verwundeten Kameraden , das minutenlang über das Gefechtsfeld hallte , war erstorben . Das Gewehrfeuer war , abgesehen von starkem, anhaltenden Einzelfeuer, abgeklungen ; anscheinend hatte es sich nach links und rechts verlagert . Ich nahm an , sie dachten, sie hatten mich getötet oder auf andere Weise außer Gefecht gesetzt. Den Rest der Arbeit schienen sie ihrer Artillerie und den Granatwerfern zu überlassen . Munk, der Kaum drei Meter rechts vor mir gelegen hatte und dem ich vor meinem Schwächeanfall hatte helfen wollen, war nicht mehr zu sehen. Ich kann mir nicht erklären , wo er geblieben ist ; es ist fast unmöglich , daß er in seinem Zustand und in diesem Feuersturm die 80-90 Meter hinten gekrochen ist.

Ich wußte, daß der Angriff fehlgeschlagen war und daß hier oben auf dem Hügel allen nichts mehr zu gewinnen war . Also mußte ich versuchen , so schnell wir möglich zur Ausgangsstellung zurückzukehren . Dort , am Steilhang , würde ich Deckung finden gegen das Artillerie und Gewehrfeuer . Noch immer schlugen Granaten der amerikanischen Werfer auf den steil abfallenden Hängen unterhalb des Kammes ein , nicht mehr so massiv, sondern mehr vereinzelt . Bis zum Steilhang waren es nur 80 bis 90 Meter . Leicht gesagt, doch schwer getan , Es gab aber keine andere Möglichkeit , aus dem Feuer herauszukommen . Ich schnallte den Trageriemen des Munitionskastens ab, um beweglicher zu sein , und sprang gebückt zurück , immer nur 2-3 Meter , inmitten der Granateinschläge und fortdauernden Gewehrfeuers, dann wieder in Deckung , wieder Sprung auf und so fort bis zum Rand das Steilhangs , den ich vorher unter so großen Anstrengungen emporgekommen war . Ich erinnere mich , daß ich dabei ganz kaltblütig und entschlossen war . So erreichte ich den Steihang ohne einen Kratzer durch Granatsplitter oder Infanteriegeschosse.

Ungefähr 15 bis 20 Meter vor dem Steilhang sah ich eine Gestalt , halb ligend , den Ellbogen aufgestützt, Gesicht zum Feind gewandt, unter dem Arm eine MPi 38 ; es muß ihn in dem moment getroffen haben, als er feuern wollte . Von seinem Kopf unter dem Helm führte eine Blutsper nacht unten in den Schnee
Ich bemerkte auch eine Meldetasche, die am Koppel auf dem Rücken festgemacht war; da wußte ich sofort , daß es Uscha
Schmidt war , der Kompanietruppenführer von Kompaineführer Hesterburg; es war ein schrecklicher Anblick . Aber damit konnte ich mich nicht aufthalten , und nach weiteren 3 oder 4 Sprüngen war ich am Rande des Steilhangs . Dort angekommen , bemerkte ich Ustuf . Hesterberg, er kniete hinter einer Deckung , die ihm Schutz bot vor Granatsplittern und Gewehrfeuer . Im Augenblick war ich überrascht , aber für weitere Gedanken war keine Zeit . Nach ein paar Minuten Rast reckte ich den Kopf über den Rand und spähte auf das Gefechtsfeld hinüber zum Feind . In diesem Augenblick, 20 bis 25 Meter enternt von dem jetzt flach am Boden liegenden Kompanieführer , krachte eine Werfergranate herunter und explodierte . Ich erinnere mich genau an diesen Einschlag , der doch nur einer vielen war. Ich fühlte einen schmerzhaften Schlag an meinem linken Oberarm , es brannte wie Feuer auf roher Haut. Ich schrie laut auf im Glauben , mein Arm sei weggeschossen worden , und verharrte enige Minuten in gekrümmter Haltung . Der Kompanieführer rief , ob och verwounded sie " Jawohl" schrie ich zurück , aber nach einer weile klang der Schmerz ab , und ich fühlte wieder meinen Arm am Körper . Nach und nach konnte ich ihn wieder ringsherum bewegen . Ich entdeckte zwei Streifschüsse im Abstand von 2 Zentimetern . Die Splitter hatten meinen dicken Schafwoll-Anorak durchschlagen und , wie ich später feststellte , auch meinen Uniformrock bis aufs Hemd . Nur die Haut war unversehrt geblieben . Ich waß keine Erklärung dafür . später , bei Götzenbrück , hat mir die Schafwoll-Kapuze meines Anoraks das Leben gerettet
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Nach einer erhob sich Ustuf . Hesterberg wieder auf die Knie . Schon Vorher hatte ich Wiesner, den Melder unseres 2.
Zuges bemerkt; auch er war wunderbarerweise der Hölle entkommen und hatte sich neben mir den Boden fallen lassen , um sich etwas zu erholen . Da befahl mir der Kompanieführer , Meine vergleichsweise sichere position oben am Steilhang wieder zu verlassen und die Meldetasche von Uscha.Schmidt, zu bergan der , wie gesagt, , etwa 15 bis 20 Meter vor mir auf dem freien Gefechtsfeld lag . Ich robbte also durch den mit Eisen und Blut bedsckten Schnee, wiederum dem MG- und Gewehrfeuer ausgesetzt , hinüber zu Uscha.Scmidt. Trotzdem kam dort unversehrt an und versuchte , die Tasche vom Koppel zu lösen ; ich zog und riß und würgte , alles ohne Erflog . Auf Befehl vom Kommpanieführer Kroch Wiesner hinter mir her und warf mir ein Messer zu , mit dessen Hilfe ich dann die Tasche vom Koppel lösen konnte . Das alles was außerordentlich anstrengend . Mir war nicht wohl, aber was sollte ich machen . Den Bauch dicht an den Boden gepreßt, robbte ich durch den Schnee zurück. Kurz vor dem Rand bemerkte ich das erwartungsvolle Gesicht des Kompainieführers und warf ihm die tasche hinüber. Kurz darauf sprang er auf , in der einen hand seine MPi, in der anderen die Meldetasche, und sprang den Steilhang hinunter ins Tal

Rasch wurde es dunkel . Wiesner war noch mit mir zusammen . Wir dachten , wir wären die einzigen, die noch da oben waren . dort hatte das feindliche Artilleriefeuer fast ganz aufgehört und weiter nach hinten verlegt worden . Irgendeinen Gegenschlag unserer Artillerie oder Werfer hatten wir nicht wahrgenommen; mit weiterer Feuerunterstüzung war auch nicht mehr zu rechnen . Anderseits war nicht anzunehmen , daß die Amerikaner während Nacht ihre Stellungen verlassen und die ganze Fläche des Bergrückens besetzen würden . Unser Kompanieführer war in die Ausgangsstellung zurückgegangen , die jetzt unter heftigem Feuer lag. Dorthin zu gehen, war ebenso gefährlich wie sinnlos. Was also sollten wir tun? "Genug !"
entschied ich als der jüngere ; laß uns aus der Feuerzone gehen und nach einem Platz für die Nacht suchen . Am Morgen werden wir sehen , wie es weiter geht. Wiesner einverstanden

Soviel war klar : der Angriff war völlig mißlungen . Spåter erfuhren wir , daß Amerikaner auf ihrer rechten Flanke ihre Stellungen verlassen und eine neue Linie zur Verteidigung das Bergrückens gegraben hatten . Am Rande der Feuerzone gingen wir den Hang hinunter ins Tal. auf dem Talweg schlugen wir die Richtung zur qepflasterten Straße Reipertsweiler- Bärental ein . Nur ein paar schwere Kaliber der amerikanischen Artillerie zogen über uns hinweg und schlugen weit hinten in die Stellungen der Volksgrenadierdivision ein . Nach 15 bis 20 Minuten Fußmarsch erreichten wir die Straße . Noch immer lag der Bereitstellungsraum am Fuß der Höhe 420 unter schwerem artilleriefeuer .Wir stießen wieder auf die verlassenen amerikanischen Studebakers , die mit der Vorderseite in Richtung Bärental standen , und oben auf der Kuppe stand das deutsche Sturmgeschütz . Einige türen der LKWs standen offen . Wiesner wollte sofort aus der Deckung des Waldes heraustreten und die Fahrzeuge durchsuchen . Ich war vorsichtig, weil ich mit Versprengten rechnete , die sich in oder unter den Fahrzeugen verborgen halten könnten. Aber es rührte sich nichts . Wiesner ging vor; ich sicherte hinter einer Fichte stehend . Es war aber nichts mehr zu finden in den LKWs ; offenber waren sie lange vor uns untersucht und ausgeplündert worden.

Wir gingen weiter in Richtung Bärental. Das Artilleriefeuer bei Höhe 420 hielt unvermindert an. Ein Pferdewagen der Wehrmacht kam uns entgegen . wiesner fragte den Kutscher, ob er etwas zu Essen habe . Obwohl wir keine Verpflegung bekommen hatten, war ich nicht hungring . An sich es so, daß die Männer in der HKL bei der Dunkelheit Verpflegung erhielten , oft stark verzögert wegen des Artilleriebeschusses ; am Tage war es fast unmöglich .Der Mann auf dem Wagen gab uns ein kochgeschirr voll Gemüseeintopf; erst nachher merkte ich , daß in meinem Kochgeschirr noch eine menge Zucker gewesen war.

Jetzt machten sich bei mir die Nachwirkungen des kampfes bemerkbar . Ich war sehr bedrückt . Während viele Kameraden meines Alters oder nur wenig älter gefallen waren , hatte ich mein leben gerettet. Warum? Nur Got in Himmel weiß die Antwort . wir waren sehr erschöpft . Als wir oben auf der Kuppe der Straße ankamen , hörten wir Stimmen in unserer Nähe. Es war eine Nachschubstation der Volksgrenadierdivision . Wir fragten nach irgendeinem Loch , wo wir ein kleins Feuer machen könnten , um uns die Füße zu wärmen und ein paar Stunden zu schlafen . Tatsächlich wies man mir ein Loch zu mit einer Holzdeckung und einem winzigen Ofen aus Verpflegungsdosen und einem Rauchabzug, der durch die Decke führte . Wiesner war in einem anderen Loch untergekommen . Ich machte Feuer . Zum Ausstrecken war der Raum zu Klein ; ich hockte mich him und wärmte meine Füße ,
die sehr stark schmerzten. Ich hörte die Einschläge der amerikanischen artillerie in unserer ausgangsstellung und dachte an die Kameraden , die jetzt darunter leiden mußten . Es war mir klar , daß die Reserven der Amerikaner an Menschen und Material im Vergleich zu uns unerschöpflich waren , und ich dachte an zu Hause , an Vater und Mutter und Bruder , an meine Schulzeit und an all die friedlichen Stunden . Ich war mit meinen Nerven fast am Ende . Ich Hatte weglaufen mögen . Aber langsam , unter dem entfernten Donner des Artilleriefeuers
erschienen in meinen Gedanken die Gesichter der Kameraden und ich dachte an die worte auf dem Koppelschloß : " Meine Ehre Heißt Treue" Ich beruhigte mich und fühlte mich gestärkt, und am Ende war ich mir gewiß: Ich mußte zur Höhe 420 , Komme was da wolle . So schlief ich ein
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